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26.02.25
26.02.25
In 3 min gelesen
Unternehmen & Märkte

Auch die Nachfrage in Kernberufen gerät unter Druck

Frau vor einem Bildschirm
© gettyimages (eclipse_images)

Die Wirtschaft stagniert, Investitionen bleiben aus und laut des Hays-Fachkräfte-Index sinkt auch die Nachfrage nach Fachkräften branchenübergreifend seit drei Quartalen. Welche Ursachen hinter dieser Entwicklung stecken und wie sie sich auf die Arbeitskräftesituation in Unternehmen auswirken, erläutert Dr. Dominik Groll. Der Ökonom am Kieler Weltwirtschaftsinstitut ist verantwortlich für die Analyse und Prognose des deutschen Arbeitsmarkts.

Die aktuellen Stellenausschreibungen sind im vierten Quartal 2024 auf den niedrigsten Stand seit 2021 zurückgegangen. Wie lässt sich diese Entwicklung begründen?

Die sinkende Arbeitskräftenachfrage der Unternehmen ist in erster Linie der seit Jahren ausgesprochen schwachen wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet. Die deutsche Wirtschaft hat sich weitgehend von der Weltwirtschaft abgekoppelt. Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Exporteure hat sich sukzessive verringert, insbesondere im Vergleich zum Wettbewerb aus China. Zudem verschlechtern sich die Standortbedingungen in Deutschland seit Jahren, insbesondere durch lähmende Bürokratie, teure Energie und hohe Steuerlasten.

Wie ist es zu erklären, dass nun auch die Nachfrage bei Jobs aus Bereichen wie der IT oder dem Finanz- und Ingenieurswesen teils sehr deutlich einbricht? Zumal diese Berufsgruppen bisher als Säulen der deutschen Wirtschaft galten und im Mittel immer eine recht stabile Nachfrage aufweisen konnten?

Die Wirtschaftsschwäche ist eine Standort- und Strukturkrise. Sie betrifft weite Teile der deutschen Wirtschaft, inklusive die bislang so erfolgreichen Industrieunternehmen. Entsprechend kommt auch die Arbeitskräftenachfrage in solchen Kernberufen unter Druck. Dieser Nachfragerückgang lindert sogar ein wenig den Fachkräftemangel insgesamt. Denn der Anteil derjenigen Unternehmen, die den Fachkräftemangel als Produktionshindernis angeben, sinkt seit etwa zwei Jahren. Generell bleibt die Fachkräftelücke aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Kann es sein, dass dieser positionsübergreifende Abwärtstrend auch auf den Einzug der KI in die Unternehmen (Substitutionseffekte) zurückzuführen ist? Oder möchte man schlicht Verwaltungskosten sparen?

Erfahrungsgemäß führen neue Technologien zunächst zu veränderten Tätigkeitsprofilen von Berufen. Gewisse Tätigkeiten verlieren an Bedeutung oder fallen ganz weg, andere Tätigkeiten kommen hinzu. Langfristig können auch ganze Berufe durch eine neue Technologie verschwinden und noch nie dagewesene Berufsbilder entstehen. Dies ist allerdings ein sehr langfristiger Prozess, der sich eher in Jahrzehnten als in wenigen Jahren vollzieht. KI kann daher meines Erachtens nicht die rückläufige Nachfrage nach Arbeitskräften erklären, die wir seit zweieinhalb Jahren beobachten und die sehr breit über viele verschiedene Branchen und Berufe hinweg angelegt ist.

Aufgrund der wirtschaftlichen Stagnation drücken Unternehmen auf die Kostenbremse. Wie wirkt sich diese Entwicklung auf die Jobperspektiven der Arbeitnehmenden aus?

Ich befürchte, sie bekommen erst dann wieder eine vernünftige Perspektive, wenn sich die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen grundlegend verbessern. Die Investitionen sind schwach, die Zahl der Neugründungen sinkt und die der Insolvenzen steigt. Geschäftsmodelle, die über Jahrzehnte sehr erfolgreich waren, sind ins Wanken geraten (z.B. Automobil). Aus der Forschung wissen wir, dass Innovationen und neue Geschäftsmodelle eher von neuen als von etablierten Unternehmen vorangetrieben werden. Leider haben sich die Rahmenbedingungen auch für Unternehmensgründungen in den vergangenen Jahren immer weiter verschlechtert. Für die neue Bundesregierung sollte die Verbesserung der Standortbedingungen daher oberste Priorität haben, sonst stirbt nur das Alte, ohne dass etwas Neues nachkommt.

Hays-HR-Report 2025

Ein wichtiger Hebel, um den wirtschaftlichen Anschluss nicht zu verlieren und wettbewerbsfähig zu bleiben, ist die Weiterbildung und Umschulung der Mitarbeitenden. Über welche Up- und Reskilling-Strategien Unternehmen die Beschäftigungsfähigkeit von morgen organisieren, erfahren Sie im neuen Hays-HR-Report 2025 mit dem Titel: „Fit für die Arbeit der Zukunft? – Die Bedeutung von Future Skills für Unternehmen und der Weg dorthin.“

 

Kadim Tas © Kieler Weltwirtschaftsinstitut

Zur Person

Dominik Groll ist seit 2009 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungszentrum Konjunktur und Wachstum und dort verantwortlich für die Analyse und Prognose des deutschen Arbeitsmarkts inkl. der Lohnentwicklung. Seit 2009 vertritt er das IfW Kiel in der Arbeitsmarktgruppe der Gemeinschaftsdiagnose.

 

 

 

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26.02.25
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Silvia Hänig

Ein Beitrag von Silvia Hänig

Silvia Hänig ist Communication & Employer Relations Expertin sowie Founder & Managing Director von iKom. Als erfahrene Managerin begleitet sie national und international tätige Unternehmen dabei, in komplexen Situationen erfolgreich strategisch zu kommunizieren.

Kontakt: haenig@i-kom.org
Website: http://i-kom.org
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