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19.06.24
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Arbeitswelt & Karriere

Agilität – warum es sich immer noch lohnt, mit dem Thema zu starten

Kollegen arbeiten im Büro
© Getty Images
Agilität ist weiterhin in aller Munde und alles andere als ein kurzlebiger Trend. Lesen Sie hier, warum das Thema auch in Zukunft wichtig bleibt und was es dabei zu beachten gilt.

Alle reden davon, nur wenige meinen das Gleiche: Agilität wird in vielen Kontexten mit einem bestimmten Framework oder einer Methodik gleichgesetzt, ohne den breiten Kontext zu betrachten. Doch die große Chance von Agilität liegt nicht im Einsatz eines spezifischen Frameworks, sondern in der teamübergreifenden und gesamtunternehmerischen Anwendung. Agilität ist ein Mindset und eine Arbeitsweise, die auf Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und kontinuierlicher Verbesserung beruht. Es geht darum, schnell und effizient auf Veränderungen zu reagieren – das können neue Marktentwicklungen, Kundenbedürfnisse oder technologische Innovationen sein.

Im Kern steht das Streben nach Exzellenz durch Anpassungsfähigkeit. Ein agiles Mindset und agile Strukturen fördern eine Kultur der Offenheit, des Lernens und der Zusammenarbeit. Viel Verantwortung liegt in der untersten Ebene eines Unternehmens, also bei den einzelnen Teams (egal ob Linienteams oder Projektteams) – sie arbeiten mit direktem Kundenfeedback und treffen Entscheidungen, um in iterativer Arbeitsweise Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und ständig zu verbessern.

Agilität – brauchen wir das heute und morgen noch?

Agilität ist und bleibt relevant, denn sie unterstützt Unternehmen dabei, sich schnell an Marktveränderungen anzupassen, neue Technologien zu integrieren und auf Kundenfeedback zu reagieren. In einer sich ständig verändernden Geschäftsumgebung ermöglicht Agilität eine schnellere Entscheidungsfindung, verbessert die Produktqualität und erhöht die Kundenzufriedenheit. Sie kann den entscheidenden Beitrag dazu leisten, eine Unternehmenskultur zu entwickeln, in der Innovationsfähigkeit und kontinuierliches Lernen zentrale Werte darstellen – und somit einen wichtigen Beitrag für den langfristigen Erfolg des Unternehmens leisten.

Was gehört zur Agilität dazu?

Grundsätzlich ist es sinnvoll, zunächst zwischen agilen Frameworks, agilen Methoden und agilen Praktiken zu unterscheiden.

1. Praktiken

Praktiken als kleinste Einheit sind Verhaltensweisen, die immer wieder angewendet einen vorhersehbaren Output produzieren. Bekannte Beispiele dafür sind

  1. Retrospektiven: gemeinsames Meeting zur Verbesserung der Teamzusammenarbeit,
  2. Sprints: kurze Iteration, in der Arbeitspakete erledigt werden, wobei eine Iteration ein festgelegter, kurzer Zeitraum ist, in dem die Prioritäten stabil sind,
  3. Review Sessions: Bewertungs- und Feedbacksession mit den Auftraggebenden zum aktuellen Stand oder
  4. User Stories: nutzerzentrierte Sicht auf ein neues Feature, in dem beschrieben wird, wie und wofür das Feature genutzt wird.

2. Methoden

Methoden ziehen verschiedene Praktiken in eine Klammer und bringen sie in eine inhaltliche und zeitliche Reihenfolge. Bekannte Beispiele hierfür sind:

  1. Kanban: Methode zur Visualisierung des Arbeits- und Prozessflusses und zur Identifikation des Engpasses, um den Ergebnisdurchsatz zu erhöhen oder
  2. XP (Extreme Programming): eine agile Methode aus der Softwareentwicklung, die auf Schnelligkeit und Einfachheit abzielt, mit kurzen Entwicklungszyklen, ständiger Integration in die Live-Systeme und Testen von neuen Features. Gleichzeitig wird viel Wert auf Teamarbeit und Kundenfeedback gelegt.

3. Frameworks

Frameworks (zum Beispiel SAFe, Scaled Agile Framework) bedienen sich mehrerer Methoden und fokussieren nicht nur auf einen kleinen Teil der Arbeit, sondern beziehen ggf. die Struktur der Gesamtorganisation mit ein. Bekannte Beispiele sind unter anderem

  1. SAFe (Scaled Agile Framework): ein Rahmen, in dem die gesamte Organisation in Rollen, Verantwortlichkeiten, Budgetverteilung und Zusammenarbeit auf agile Prinzipien hin angepasst wird. Scrum als weiteres Framework (siehe b.) spielt dort ebenso eine große Rolle auf Entwicklungsteamebene.
  2. Scrum: ein Rahmen, in dem häufig Entwicklungsteams in festgelegten Iterationen Produktinkremente (Teilarbeitsergebnisse) bereitstellen und ihre Aufgabenpriorisierung und Ergebnisverbesserung anhand von Kundenfeedback vornehmen. Als eine der bekanntesten agilen Techniken wird Scrum häufig als Methode bezeichnet – Jeff Sutherland und Ken Schwaber als „Erfinder“ haben Scrum selbst jedoch häufig als Framework bezeichnet, weil es nicht nur eine Arbeitsweise ist, sondern auch Anforderungen an die Organisation stellt.

Darüber hinaus gehört zur Agilität vor allem aber das entsprechende Mindset, das sich an Werten und Prinzipien wie beispielsweise Kundenorientierung oder kontinuierliche Verbesserung ausrichtet. Empirisches Arbeiten klingt im ersten Schritt gar nicht nach Agilität, ist aber essenzieller Bestandteil davon: Den Nutzen eines Produktes oder einer Dienstleistung zu beobachten, aktiv Feedback zu erfragen und aus diesen empirischen Erkenntnissen Schlussfolgerungen für die weitere Anpassung des Produktes oder Services zu ziehen, ist Kern von agilem Denken und Arbeiten.

Arbeitskollegen sprechen über Agilität © Getty Images

Was sind unsere wichtigsten Learnings?

  • Aufbau und Pflege eines agilen Mindsets
    Eine wichtige Erkenntnis, die wir über die letzten Jahre gewonnen haben: Unsere Hays-DNA bringt schon ganz viel agiles Mindset mit sich. Das hat uns sicherlich bei vielen Dingen geholfen, denn schnell und häufig etwas Neues auszuprobieren und mutig zu sein, einfach mal etwas zu machen – das ist die Art und Weise, wie wir ohnehin bei Hays arbeiten. Die Erkenntnis, die wir anderen daraus mitgeben können, ist daher: Der Aufbau eines agilen Mindsets sollte der erste Schritt sein, der Rest kommt fast von allein. Doch wie kann ein solches Mindset erreicht oder vertieft werden? Wir haben gute Erfahrungen mit der Bildung einer Agile Community of Practice gemacht. Bei uns treffen dort langjährige Mitarbeitende mit viel Hays-Wissen auf Hays-Neulinge mit viel externer Erfahrung zum Thema Agilität. Aus dieser Mischung entstehen nicht nur extrem viele Ideen, sondern auch ein wertvoller Austausch darüber, was geht und was nicht. Je stärker dieses Netzwerk wächst, umso tiefer verankert sich das agile Mindset im Unternehmen.
  • Methodenkämpfe vermeiden 
    Viele Unternehmen tun sich beim Thema Agilität schwer damit, neue Methoden und Tools in bereits verwendete Ansätze zu integrieren. Unser Rat: keinen Methodenkampf starten (z.B. mit anderen Projektmanagement-Methoden wie PRINCE2 oder auch Lean, Six Sigma etc.) – hier können alle nur verlieren. Lieber gemeinsam überlegen, wo die Stärken der jeweiligen Methodiken eingesetzt werden sollten und am besten die einzelnen Instrumente sinnvoll kombinieren (wie wäre es zum Beispiel, im Rahmen eines Six-Sigma-Projektes die Improve-Phase mit Sprints durchzuführen?).
  • Nicht zu stark auf eine Methode fokussieren 
    Darüber hinaus haben wir beim Thema Methoden und Tools gelernt, dass es sinnvoll ist, sich nicht zu stark auf eine Methode festzulegen oder starr daran festzuhalten. Denn Agilität bedeutet nicht, sich sklavisch an einen Rahmen zu binden, sondern mit Blick auf die Kundenbedürfnisse herauszufinden, was tatsächlich gebraucht wird, um diese gut abdecken zu können. Agile Formate an die jeweiligen Gepflogenheiten eines Unternehmens anzupassen, stärkt außerdem auch die interne Akzeptanz des Themas.

Was würden wir Ihnen raten, wenn Sie jetzt starten wollen?

Wenn wir Ihnen nur eine Sache empfehlen dürften, dann wäre es wahrscheinlich: klein anfangen, ausprobieren und schnell lernen, zum Beispiel mit einem Check-in und Check-out im nächsten Meeting. Und dann ab in die nächste Iteration!

Anleitung zum Check-in und Check-out

 

Lektüretipps

Sie wollen mehr erfahren? Dann werfen Sie doch mal einen Blick in die Buchempfehlungen unserer Agile Community:

Lektüreliste zum Thema Agilität

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Dr. Christina Juchum
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