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24.07.24
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Arbeitswelt & Karriere

Chancengerechtigkeit im Job: So werden introvertierte Menschen erfolgreich

Mitarbeitender sitzt vorm Laptop
© Getty Images
Extrovertierte stehen oft im Rampenlicht, während die stillen Stärken der Introvertierten leicht übersehen werden. Lesen Sie hier, wie zurückhaltende Menschen ihre Talente besser ausspielen und wie Führungskräfte sie darin unterstützen können.

Führungskräfte nehmen Introvertierte oft als weniger leistungsfähig wahr als Extrovertierte, auch wenn ihre Leistung gleich ist, so eine Studie der Harvard Business School und der Humboldt-Universität zu Berlin. Der Grund: Extrovertierte drücken ihre Leidenschaft für die Arbeit häufiger und auf vielfältigere Weise aus, zum Beispiel durch eine entsprechende Mimik, energische Körperbewegungen und ihre Stimmlage. Dies verschafft ihnen soziale Vorteile wie Anerkennung, Unterstützung und positive Interaktionen. Im Gegensatz dazu konzentrieren sich Introvertierte stärker auf die Qualität ihrer Arbeit, stellen dies jedoch nicht so in den Vordergrund und zeigen auch ihre Begeisterung weniger offen.

Die stillen Talente: Stärken von Introvertierten im Berufsleben

Dennoch: Um erfolgreich zu sein, müssen sich zurückhaltende Menschen nicht verbiegen. Denn Introversion wird schon lange nicht mehr als Schwäche angesehen. Schließlich bringen Introvertierte oft gefragte Kompetenzen wie starke analytische Fähigkeiten und ein hohes Maß an Reflexionsvermögen mit. Sie sind meist ausgezeichnete Zuhörer und denken in aller Regel gründlich nach, bevor sie sprechen. Eine Eigenschaft, die ihnen zugutekommt, wenn es darum geht, kreative und innovative Ideen zu entwickeln.

In der Stille liegt die Kraft – davon ist auch die Anwältin und Verhandlungstrainerin Susan Cain überzeugt. In ihrem Buch „Still. Die Kraft der Introvertierten“ betont die Autorin, die sich selbst als introvertiert bezeichnet: „Introvertierte müssen nicht zu Extrovertierten werden, aber es ist hilfreich, wenn sie lernen, in bestimmten Situationen extrovertierter zu sein.“ Dazu rät Cain introvertierten Menschen, ihre Charaktereigenschaften zu erkennen und anzunehmen und gleichzeitig gezielt an Fähigkeiten zu arbeiten, die für Extrovertierte oft selbstverständlich sind. So können Introvertierte ihren Gedanken mehr Ausdruck verleihen, indem sie ihre Mimik und Gestik bewusster einsetzen und versuchen, offener in sozialen Interaktionen zu sein. Das Üben von Small-Talk-Situationen kann ihnen helfen, einen leichteren und selbstbewussteren Einstieg in Gespräche zu finden.

Fünf Karrieretipps für Introvertierte

  1. Sei selbstbewusst: Erkenne deine Stärken, bringe diese im Arbeitsalltag gezielt ein und habe Selbstvertrauen in deine Fähigkeiten.
  2. Zeige deine Erfolge: Lerne, deine Erfolge klar und regelmäßig zu kommunizieren, sei es in Einzelgesprächen mit deiner Führungskraft oder in Team Meetings.
  3. Bereite dich vor: Bereite dich gut auf Meetings und Workshops vor, indem du deinen Beitrag vorab planst, um aktiv und selbstbewusst teilnehmen zu können.
  4. Achte auf Regeneration & Energiemanagement: Während Extrovertierte ihre soziale Batterie in Gesellschaft aufladen, kostet es Introvertierte Kraft, mit anderen zusammenzusein. Achte also genau darauf, wann du Pausen benötigst und wo deine persönlichen Grenzen liegen. Plane regelmäßige Ruhezeiten ein, um deine soziale Batterie aufzuladen. Setze deine Energie effizient ein und sei in Meetings präsent, wenn es darauf ankommt.
  5. Baue dein Personal Branding & Networking auf: Nutze Gelegenheiten, um Kontakte zu knüpfen und dein berufliches Netzwerk zu erweitern. Insbesondere die Nutzung von Plattformen wie Xing und LinkedIn bietet die Möglichkeit, sich in Ruhe zu vernetzen und Gedanken schriftlich auszudrücken, bevor sie in einen persönlichen Austausch übergehen. Bei Vor-Ort-Veranstaltungen kann es hilfreich sein, sich nicht zu sehr unter Druck zu setzen und realistische Ziele zu definieren, beispielsweise zwei Gespräche zu initiieren, um dadurch Schritt für Schritt die Komfortzone zu erweitern. Entwickle deshalb eine Strategie für dein Personal Branding und präsentiere dich sowohl online als auch offline als Experte oder Expertin in deinem Fachgebiet.

Susan Cain Credit Aaron Fedor

Wie Führungskräfte für mehr Gleichbehandlung sorgen und introvertierte Mitarbeitende fördern können

Führungskräfte können dazu beitragen, dass introvertierte Mitarbeitende die Anerkennung erhalten, die sie verdienen, auch wenn sie weniger Euphorie ausstrahlen als ihre extrovertierten Kollegen und Kolleginnen. Voraussetzung dafür: Sie müssen sich ihrer unbewussten Vorurteile, der sogenannten Unconscious Bias, bewusst werden und Maßnahmen ergreifen, um diese zu überwinden. Beispielsweise können sie ihre Entscheidungsprozesse kritisch analysieren und reflektieren oder an Schulungen und Workshops teilnehmen, die für dieses Thema sensibilisieren und ein Bewusstsein für die eigenen Vorurteile schaffen.

Das unterstreicht auch Susan Cain, wenn sie sagt: „Wir müssen aufhören, Introvertierte zu ändern, und stattdessen die Welt so gestalten, dass sie für alle Persönlichkeitstypen geeignet ist.“ Schließlich ist es ein wesentliches Merkmal guter Führungsarbeit, individuell auf die Mitarbeitenden einzugehen und deren Stärken sowie Entwicklungsfelder zu identifizieren und zu fördern.

Was es dafür braucht? Neben einer kontinuierlichen Feedbackkultur ist es vor allem wichtig, mit introvertierten Mitarbeitenden in den Austausch zu gehen, um herauszufinden, wofür sie brennen. Dazu sollten Führungskräfte regelmäßige Einzelgespräche einplanen, um zurückhaltenden Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, ihre Ideen in einem sicheren Rahmen zu teilen. Auch die Verteilung von Aufgaben und Verantwortungsbereichen spielt eine entscheidende Rolle. Denn je größer die Begeisterung für ihre Aufgaben ist, desto einfacher fällt es Introvertierten, auch einmal aus ihrer Komfortzone herauszutreten.

Fazit: Chancengerechtigkeit für alle Persönlichkeitstypen

Introvertierte Mitarbeitende bringen wertvolle Stärken und Fähigkeiten in das Berufsleben ein, die in der lauten Arbeitswelt oft übersehen werden. So können sie durch entsprechende Anpassung ihrer Mimik und Gestik oder Modulation ihrer Stimmlage, gute Vorbereitung auf soziale Situationen und das richtige Energiemanagement auch in Situationen punkten, die außerhalb ihrer Komfortzone liegen.

Die Aufgabe der Führungskräfte ist es, diese Talente zu erkennen und zu fördern, indem sie eine unterstützende Arbeitsumgebung schaffen. Durch gezielte Maßnahmen und ein Bewusstsein für unbewusste Vorurteile können Führungskräfte sicherstellen, dass alle Mitarbeitenden – unabhängig von ihrer Persönlichkeit – die gleichen Chancen auf Erfolg haben.

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Katrin Kühner
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