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20.11.24
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Arbeitswelt & Karriere

Einstellungsbremse hält nicht alle auf: gute Chancen für Jobsuchende

Bewerbungsgespräch
© Shutterstock (Ground Picture)

Man könnte meinen, dass Bewerbende angesichts des akuten Fachkräftemangels am Arbeitsmarkt derzeit aus dem Vollen schöpfen könnten. Doch die aktuell rezessive Wirtschaftslage trübt dieses Bild: Viele Unternehmen reduzieren ihre Belegschaft in großem Stil, um Kosten zu senken. Welche Chancen sich Jobsuchenden trotz dieser Einstellungsbremse bieten, haben wir mit Anna Lüttgen, Director Talent Delivery bei Hays, besprochen.

Laut des Hays-Fachkräfte-Index scheint vorerst Schluss mit den ungebremsten Einstellungsvorhaben zu sein. Und das positions- und branchenübergreifend. Worauf führen Sie das zurück?

Anna Lüttgen: Aus arbeitsmarktpolitischer Sicht gibt es zwei Strömungen, die sich überlagern. Zum einen erleben wir aktuell eine rezessive Wirtschaftslage. Unternehmen befinden sich auf Sparkurs und schrauben ihre Investitionen auf das Minimum zurück. Zum anderen haben wir es langfristig und strukturell mit einem massiven Mangel an Fachkräften zu tun. Das ist ein volkswirtschaftlicher Imperativ: Investitionen in qualifiziertes Personal werden substanziell wichtig bleiben, um die Unternehmensentwicklung voranzubringen.

In welchen Industriesegmenten findet aktuell Wirtschaftswachstum und damit auch eine Suche nach Fachkräften statt?

Anna Lüttgen: Wer über ein gutes und zeitgemäßes Qualifikationsniveau verfügt, braucht sich derzeit keine Sorgen zu machen, keine passende Stelle zu finden. Es gibt genügend Branchen, die händeringend auf unterschiedlichen Positionen und Verantwortungsbereichen neue Mitarbeitende suchen. Das sind beispielsweise die Energiewirtschaft und der Gesundheitsbereich. Aber auch Menschen, die das Thema Nachhaltigkeit im Kerngeschäft verankern können und sich bei der Digitalisierung auskennen, haben gute Karten.

Anna Lüttgen

"Wer über ein gutes und zeitgemäßes Qualifikationsniveau verfügt, braucht sich derzeit keine Sorgen zu machen, keine passende Stelle zu finden", sagt Anna Lüttgen, Director Talent Delivery bei Hays. © Privat

Welche Chancen haben Branchenwechselnde oder Quereinsteigende im Moment? Worauf müssen sie sich einstellen?

Anna Lüttgen: Es gilt zu unterscheiden, mit wem man es zu tun hat. Denn Quereinsteigende sind fachfremd. Sie möchten sich komplett verändern. Wer jedoch die Branchen wechselt, verfügt bereits über gutes praktisches Fachwissen und möchte dieses in einer anderen Industrie anbringen. Für beide Jobwechselarten gilt aber grundsätzlich: Man sollte sich zunächst ein klares Bild davon machen, welche Fähigkeiten und Erfahrungen man für eine neue Stelle mitbringt. Im Fall des Quereinstiegs wären das eher Soft Skills, wie beispielsweise Kommunikations- und Teamfähigkeit. Beim Branchenwechsel spielen natürlich auch Kompetenzen wie das Management großer Transformationsprojekte oder Prozesswissen eine Rolle. Das individuelle Stärkenprofil sollte dann mit dem gesuchten Jobprofil gematcht werden.

Apropos Transformation: Auf welche Skills achten Unternehmen hier derzeit am stärksten bei Bewerbenden?

Anna Lüttgen: Bewerbende sollten auf jeden Fall bereits Erfahrungen mit Change-Projekten haben, mit agilen Arbeitsweisen zurechtkommen und natürlich stets lern- und veränderungsbereit sein.

Future Skills: Welche Fähigkeiten brauchen speziell Führungskräfte künftig, um Teams zu motivieren und sie durch KI-basierte Arbeitswelten zu navigieren?

Anna Lüttgen: Ab einer bestimmten Ebene sind die allermeisten Managerinnen und Manager fachlich ohnehin auf der Höhe der Zeit, das wird vorausgesetzt. Menschliche Aspekte zählen daher umso mehr. Gute Leader zeichnet heute aus, dass sie sich selbst verstehen. Nur dann können sie auch andere verstehen. Für das Thema Change bedeutet das beispielsweise: Wer eine Organisation verändern will, sollte die eigene Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit in den Fokus stellen. Denn Verständnis und Empathie sind wichtige Fähigkeiten, um an die Mitarbeitenden in einer wirtschaftlich unsicheren Lage heranzukommen und Vertrauen aufzubauen. Erst wenn diese Grundlage vorhanden ist, sollten Führungskräfte sich mit dem Phänomen KI für die eigene Organisation auseinandersetzen.

Anna Lüttgen ist als Director Talent Delivery für die Sourcing Center bei Hays in Deutschland verantwortlich, die sich schwerpunktmäßig um die Rekrutierung von Fachkräften für die strategischen Kunden des Unternehmens kümmern.

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Silvia Hänig
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