Kreative Bewerbungsformen
Welche kreativen Bewerbungsformen es gibt und wann es sinnvoll ist, Bewerbungsflyer, Guerilla-Taktiken und Videoclips einzusetzen.
„Nicht wer am besten passt, sondern wer auffällt, bekommt den Job.“ Solche und ähnliche Aussagen höre und lese ich immer wieder. Ist es tatsächlich so, dass Ihre Fähigkeiten und Kompetenzen in der modernen Rekrutierungswelt gar nichts mehr zählen? Sondern nur die „Verpackung“ entscheidet, wer den begehrten Arbeitsvertrag bekommt? Ist Auffallen um jeden Preis überhaupt empfehlenswert? Und wenn das so ist, wie erreichen Sie es, dass Ihre Bewerbung aus der Masse der Standardprofile heraussticht?
Was bedeutet eine „kreative Bewerbung“ – einige Beispiele
Unter dem Begriff „kreative Bewerbung“ lässt sich ziemlich alles subsummieren, was weg vom klassischen Trio – Anschreiben, tabellarischer Lebenslauf und Zeugnisse – in seiner Ursprungsform und dessen Übermittlung an das suchende Unternehmen geht. Dabei ist es egal, ob es sich um geistreiche Formulierungen im Anschreiben, eine geschickte grafische Aufbereitung des beruflichen Werdegangs, Bewerbungsvideos oder gar Plakatwerbung in eigener Sache handelt. Dem eigenen Einfallsreichtum sind auch beim Bewerben keine Grenzen gesetzt. Einige Formen und Ideen möchte ich hier nennen (und Ihnen gleich einige Gedankenanstöße mitgeben, wie Ihre nächste Bewerbung aussehen könnte):
Der Bewerbungsflyer
Diese Form der Kurzbewerbung enthält alle relevanten Informationen zu Ihrer Person sowie alle wesentlichen Bestandteile Ihrer Bewerbung prägnant dargestellt auf einer (meist zweifach) gefalteten DIN A4-Seite (inkl. Rückseite). Der Flyer sollte nur in ausgedruckter Form genutzt werden.
Bei der Erstellung ist es wichtig, sich vorab Gedanken zu machen, welche Inhalte des Lebenslaufes relevant für Ihren angestrebten Beruf sind und welche Elemente des Anschreibens – ich empfehle Ihnen, sich auf die Soft Skills zu fokussieren – am interessantesten für einen potenziellen neuen Arbeitgeber sind.
Obwohl ein Foto in den Bewerbungsunterlagen schon lange kein Muss mehr darstellt, ist ein professionell wirkendes Bewerbungsbild meines Erachtens fast schon unabdingbar für einen Bewerbungsflyer. Immerhin möchten Sie sich auf einen Blick vorstellen und auf Anhieb einen Eindruck von sich vermitteln. Wer dennoch von einem Foto absehen möchte, kann sich mit anderen Eyecatchern behelfen und ansprechende Design-Elemente im Flyer verwenden.
Zum Einsatz kommen Bewerbungsflyer meist auf Jobmessen und Netzwerk-Events. Als klassische (Online-)Bewerbung ist der Einsatz eines Flyers ggf. als Zusatz zu den gängigen Bewerbungsunterlagen sinnvoll.
Guerilla-Bewerbung
Die Guerilla-Bewerbung wird im Netz viel diskutiert, denn sie hat das Ziel, Recruiter und Recruiterinnen positiv zu überraschen und durch „Anderssein“ aus der Masse herauszustechen. Dabei sind Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt. Ursprünglich stammt die Idee der Guerilla-Bewerbung aus dem Guerilla-Marketing , das es mit unterschiedlichsten kreativen Maßnahmen und Kanälen schafft, Aufmerksamkeit zu erregen.
Hierfür gibt es verschiedene – zumindest in Recruiting-Kreisen – bekannte Beispiele. Diese reichen von gebastelten Kleinigkeiten über Bewerbungen in Keks-Form (selbstverständlich in der Lebensmittelindustrie) bis hin zu Plakat- und Onlinewerbung in eigener Sache.
Wie Sie sich denken können, sind hier unterschiedlichste Voraussetzungen Schlüssel zum Erfolg – und auch, wie viel Zeit und Ressourcen Sie in Ihre Bewerbung stecken möchten. Denn eins ist sicher: Ein Garant für eine Einladung zum Vorstellungsgespräch ist auch eine Guerilla-Bewerbung nicht. Eine solche Bewerbung einfach aus dem Netz zu kopieren, wird außerdem ebenso wenig zum Erfolg führen. Wie immer zählt auch hier: Der Inhalt muss überzeugend sein, nicht nur die „Verpackung“.
Daher rate ich Ihnen: Analysieren Sie Ihre bisherigen Bewerbungsprozesse und ggf. auch Absagen. Haben Sie Absagen nach einem Vorstellungsgespräch bekommen? Dann sollten Sie an Ihren Unterlagen nichts ändern. Absagen direkt auf Ihre Bewerbungsunterlagen können unterschiedlich begründet sein. Entweder Sie besitzen nicht die gefragten fachlichen Qualifikationen oder haben diese vielleicht nicht vorteilhaft genug dargestellt. Vielleicht liegt es auch an kleinen „Formfehlern“ oder fehlenden Standards? Hierbei können Ihnen z. B. Ratgeberseiten oder auch unsere kostenfreien Karriere-Services helfen.
Eine Guerilla-Bewerbung kann sich auch dann lohnen, wenn Sie wie Adam mit seinem Plakat schon unzählige Bewerbungen versandt und noch keinen Erfolg gehabt haben. Oder auch, wenn Sie in einer kreativen Branche tätig sind bzw. es sein möchten. Nicht jede Guerilla-Bewerbung muss gleich in einem meterhohen Bild von Ihnen enden. Überlegen Sie sich, was zu Ihrem zukünftigen Job, dem Zielunternehmen und vor allem zu Ihnen passt. Denn Authentizität ist ein wichtiger Faktor im gesamten Bewerbungsprozess.
Authentisch bleiben und den Inhalt über das Design stellen - dieser Grundsatz gilt für kreative wie klassische Bewerbungsformen. © Shutterstock (Gyorgy Barna)
Bewerbungsvideo
Auch wenn Bewerbungsvideos mehr und mehr an Bedeutung im Recruiting gewinnen, gerade in den letzten Jahren – beschleunigt durch Remote-Einstellungsprozesse –, sind sie immer noch nicht Standard im Bewerbungsablauf. Nur ein geringer Anteil an Bewerbenden nutzt Videobewerbungen. Und nicht alle Unternehmen können bzw. wollen Videobewerbungen verarbeiten.
Ein Bewerbungsvideo sollte, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt, auch nicht als Ersatz für Ihren Lebenslauf gesehen werden, denn hier stehen die fachlichen Qualifikationen im Vordergrund. Vielmehr ist ein Bewerbungsvideo ein Zusatz zu den klassischen Bewerbungsunterlagen oder eine Alternative zu Ihrem Anschreiben. Letzteres wird in Fachkreisen zu einem Großteil akzeptiert, wohingegen fast der gleiche Anteil auf keinen Fall zugunsten des Bewerbungsvideos auf einen Lebenslauf verzichten würde.
Es sei denn, das Unternehmen bietet aktiv die Möglichkeit zur Videobewerbung und stellt Ihnen schon in der Stellenausschreibung oder auf der Homepage drei bis vier Fragen, die es Sie bittet, in einem Kurzvideo zu beantworten.
Wenn Sie sich entschließen, ein Bewerbungsvideo zu drehen, gibt es verschiedene Dinge zu beachten:
- Auf den Inhalt kommt es an, nicht auf Spezialeffekte – machen Sie sich also Gedanken, was Sie im Video transportieren möchten und welche Punkte Sie besonders hervorheben wollen.
- Anschließend daran: Sie sind die Hauptperson im Bewerbungsvideo – achten Sie also darauf, dass Sie gut zu sehen sowie zu verstehen sind und dass die Kamera nicht wackelt oder schwenkt (ein Stativ ist empfehlenswert).
- Zum Thema Kamera: Grundsätzlich sind auch Handy-Kameras zur Aufnahme denkbar, je nach Kameraqualität. Schauen Sie sich am besten Ihr Video auf dem Bildschirm an, um zu sehen, ob die Qualität in Ordnung ist und wie Ihr Film auf Zuschauende wirkt.
- Die Länge des Videos sollte (außer es ist vom Unternehmen anders vorgegeben) 90 Sekunden nicht überschreiten.
- Und schließlich: Bleiben Sie authentisch, denn gerade in einem Bewerbungsvideo geht es um Sie und Ihre Persönlichkeit. Das heißt auch, dass Sie lieber auf ein Bewerbungsvideo verzichten sollten, sofern Sie sich vor der Kamera gar nicht wohlfühlen.
Storytelling in Anschreiben und Lebenslauf
Eine, wie ich finde, sehr schöne Art der kreativen Bewerbung ist das Storytelling im Anschreiben bzw. im Lebenslauf. Denn hierfür benötigen Sie weder Videokamera noch Bastelsets oder gar Online-Marketing-Know-how.
Da Soft Skills bzw. Ihre Persönlichkeit ein wichtiges Entscheidungskriterium im Bewerbungsprozess sind, sollten Sie diese besonders hervorheben. Es ist wichtig, dass Sie zum Unternehmen passen. Und wie können Sie das besser darstellen als durch das „Erlebbar machen“ Ihres eigenen Werdegangs?
Storytelling ist im Wortsinn genau das: Sie erzählen Ihre Geschichte, die Motivation, die hinter Ihrer Bewerbung steckt und warum Sie so gut zum Unternehmen passen.
Diese Art des Anschreibens, das Sie durchaus auch schicken dürfen, wenn nicht explizit nach ebendiesem gefragt wird, ist besonders für Quereinsteigende geeignet oder für Personen mit wenig stellenbezogener Berufserfahrung. Gleichzeitig ist es auch für erfahrene Bewerbende eine schöne Möglichkeit, sich von der Masse abzuheben.
Und wie schaffen Sie das? Sie machen sich zunächst Gedanken darüber, was Sie erzählen wollen, recherchieren das Unternehmen – denn auch wenn es Ihre Geschichte ist, einen Bezug zum zukünftigen Job sollte sie durchaus haben – und bringen dann alles, im besten Fall mit einem spannenden Einstiegssatz, zu Papier. Achten Sie darauf, dass Sie auf einer Seite bleiben.
Leitfragen könnten sein:
- Warum ist Ihr Berufsweg nicht gradlinig verlaufen?
- Warum haben Sie eine bestimmte Entscheidung getroffen – oder auch nicht?
- Wie haben sich Ihre Herausforderungen und Entscheidungen auf Ihre Persönlichkeit ausgewirkt – was haben Sie daraus gelernt?
- Was bewegt Sie nun, den nächsten Schritt zu gehen? Genau in diesem Unternehmen?
Was ist wichtig bei Kreativbewerbungen?
Die oben beschriebenen Wege sind nur Beispiele für kreative Bewerbungen. Nicht jede Form ist für jedes Unternehmen, jeden Anlass und auch jede Person gleichermaßen geeignet. Ausschlaggebend bei allen Ansätzen ist, dass Sie sich nicht in der Aufbereitung Ihrer Bewerbungsunterlagen verlieren. Bei Bewerbungen ist es – egal in welcher Form sie erstellt werden – immer am wichtigsten, authentisch zu bleiben und den Inhalt über das Design zu stellen. Denn schließlich möchten Sie einen Job und ein Unternehmen, das zu Ihnen passt und in dem Sie sich längerfristig wohlfühlen. Das gelingt nur, wenn Sie von Beginn an Ihre Persönlichkeit und Ihr Können in den Vordergrund stellen und damit überzeugen!
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