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08.01.25
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Arbeitswelt & Karriere

Mentoring in der Onboarding-Phase – eine Chance für beide Seiten

Zwei Mitarbeitende in der Onborading-Phase
© shutterstock (Jacob Lund)
Mentoring in der Onboardingphase - das bedeutet nicht nur Arbeit und Verantwortung, sondern vor allem auch große Chancen: für die Mentees, das Unternehmen und nicht zuletzt für die Mentorinnen und Mentoren selbst. Lesen Sie hier, was es dabei für beide Seiten zu beachten gilt.

„In learning you will teach, and in teaching you will learn.” Eine Zeile, die nicht von einem großen Philosophen stammt, sondern aus einem Liedtext von Phil Collins (zum Disney-Film Tarzan). Und die kurz und knapp ausdrückt, wie eine gelungene Mentor-Mentee-Beziehung aussehen sollte: vorteilhaft für beide Seiten.

Denn egal ob Mentor bzw. Mentorin oder Mentee, in beiden Rollen stecken Verantwortung, jede Menge Arbeit und gleichzeitig große Chancen und Möglichkeiten. Eines ist auf jeden Fall sicher: Mentoring-Programme tragen positiv zum Erfolg der Mitarbeitenden und damit auch zum Unternehmenserfolg bei.

Die ersten Tage im Job: Business Buddy und Mentoring

Onboarding bei einem neuen Arbeitgeber kann sehr herausfordernd sein, egal ob im ersten Job oder beim Jobwechsel. Je nach Statistik enden bis zu 30%*1 der neuen Arbeitsverhältnisse innerhalb des ersten Jahres aufgrund fehlender Integration. Ein Grund mehr für Arbeitgeber also, ein strukturiertes Onboarding anzubieten – und es als Neuankömmling einzufordern. Gerade das Thema der Integration im neuen Job kann sehr gut durch eine Person abgedeckt werden, die als Onboarding- oder Business-Buddy fungiert:

Business Buddies sind meist Kolleginnen oder Kollegen aus dem eigenen oder einem verwandten Team, die sich bevorzugt um die kulturelle und soziale Integration der Neustartenden kümmern. Sie begleiten die ersten Tage im Unternehmen, stehen für Fragen zur Verfügung und dienen, im wahren Wortsinn, als „zugewiesener Freund oder Kumpel“ für den Neuzugang. Als neuer Mitarbeiter bzw. neue Mitarbeiterin können Sie in diesem Konstrukt vom Netzwerk Ihres Buddies profitieren, Fragen zu Gepflogenheiten im Unternehmen stellen und sich über die bestehenden sozialen Kontakte schneller dem Kollegium annähern.

Eine strukturiertere Form der Einarbeitung und des allgemeinen Onboardings bietet das Mentoring. Das Konstrukt selbst stammt aus der griechischen Mythologie, laut derer der Gelehrte namens Mentor als väterlicher Freund Odysseus‘ Sohn unter seine Fittiche nimmt. In unserer Zeit steht ein Mentor bzw. eine Mentorin Neustartenden, idealerweise in einer 1-zu-1-Beziehung, sowohl für die soziale Integration als auch für die fachliche Einarbeitung zur Verfügung. Meist handelt es sich um erfahrene(re) Kolleginnen und Kollegen oder um Führungskräfte, die bereits seit einiger Zeit im Unternehmen sind. Weiterhin läuft ein Mentoring-Programm idealerweise strukturiert und mit festen, vorab vereinbarten Zielen ab. Etwas über 90%*2 der Mitarbeitenden in einem Mentoring-Programm sind glücklicher im Job und denken somit auch weniger über eine Kündigung nach.

Die Relevanz von Buddies und Mentoren steht außer Frage. Im Unternehmensalltag empfiehlt sich eine Mischform aus Buddy- und Mentoring-Prinzip, wobei der Mentor oder die Mentorin die Waage zwischen freundschaftlichem Vertrauensverhältnis und Zielorientierung halten sollte.

Ich bin Mentee – was nun?

Ein erfolgreiches Mentoring-Programm bedarf der Mitarbeit von beiden Seiten, sowohl Mentees als auch Mentorinnen und Mentoren können ihren Teil beitragen, die gemeinsame Zeit effizient zu gestalten.

Aufgaben der Mentees

Wer einen neuen Job annimmt, möchte diesen in der Regel erfolgreich starten und plant – zumindest mittelfristig – im Unternehmen zu bleiben, um dort eine wie auch immer geartete Karriere zu machen. Die ersten Wochen sind besonders ausschlaggebend. Den Grundstein zum erfolgreichen Onboarding können Sie als Mentee bereits im Vorstellungsgespräch legen: Fragen Sie auf jeden Fall danach, wie Ihre Einarbeitung ablaufen wird, und scheuen Sie sich auch nicht davor, nach einem Buddy oder einer Mentorin zu fragen, sollte dies nicht Teil der Einarbeitung sein.

Auch bevor Ihr erster Tag ansteht, sollten Sie alle Möglichkeiten nutzen, die das Unternehmen bietet, um sich auf Ihre Einarbeitungsphase vorzubereiten: Pre-Boarding-Kurse, ein Kennenlernen des Teams – Möglichkeiten gibt es viele. Fragen Sie hierzu auch gerne bei zukünftigen Mentoren, Führungskräften oder der Personalabteilung an. Das zeigt zum einen Interesse und impliziert Lernbereitschaft. Zum anderen wird es Ihnen helfen, die Nervosität des ersten Tages ein wenig zu bekämpfen.

Im Unternehmen angekommen, empfiehlt es sich für Mentees zunächst einmal gut und vor allem offen zuzuhören sowie Angebotenes wahrzunehmen: Vielleicht haben Sie bisher andere Prozesse angewandt oder kennen eine scheinbar bessere Methode. Ihr Wissen können Sie gerne teilen, doch um eine Einschätzung treffen zu können, sollten Sie erst einmal verstehen, wie sich der Ablauf beim neuen Arbeitgeber gestaltet. Und das bedeutet, beobachten und aufnehmen. In der Schule habe ich gelernt: „Wer schreibt, der bleibt.“ Das lässt sich auch für ein erfolgreiches Mentee-Dasein sagen.

Meiner Erfahrung nach neigen Mentees dazu, von Beginn an alles perfekt machen zu wollen, und haben daher ab und an Schwierigkeiten, sich Wissenslücken oder Unsicherheiten einzugestehen. Und bevor die Mentees fragen, versuchen sie sich lieber selbst eine Antwort zu geben. Doch genau das ist kontraproduktiv. Seien Sie daher Ihrer Vertrauensperson gegenüber offen, geben Sie fehlendes Know-how oder Zweifel zu. Dafür haben Sie eine Mentorin oder einen Buddy zugeteilt bekommen. Vergessen Sie nicht, sich den fachlichen Input zu notieren. Fragen stellen – egal ob spontan oder vorbereitet – zeigt Interesse und hilft Ihnen, sich an Meetings und Gesprächen zu beteiligen, ohne schon tief in der Materie zu sein.

Nicht zuletzt sollten Sie sich als guter Mentee aktiv an Ihrer Entwicklung beteiligen. Dazu gehört auch, dass Sie beispielsweise nach Erwartungen fragen oder Ziele einfordern, sollten Ihnen diese fehlen. Wenn Sie dann noch motiviert sind, Verbindlichkeit zeigen und Ihrem Mentor bzw. Ihrer Mentorin zwischendurch ein Feedback geben, steht Ihrerseits einer erfolgreichen Mentoring-Phase nichts im Wege.

Und wenn der Mentor oder die Business Buddy zur gemeinsamen Mittagspause einlädt, sollte es egal sein, ob Sie an diesem Tag schon vorgekocht haben. Es geht hier um die Integration ins Team.

 

Mitarbeitende nach erfolgreichem Onborading© gettyimages (PeopleImages)

 

Die Chancen

Dass ein strukturiertes Mentoring vorteilhaft ist und viele Chancen bieten kann, liegt klar auf der Hand. 87%*3 der Unternehmen mit einem Onboarding-Programm berichten von einer gesteigerten Produktivität von Neueinsteigenden. Und damit ist nicht nur dem Unternehmen geholfen. Wenn Sie als Mentee besser integriert und fachlich eingearbeitet sind, stehen Ihnen in der Regel bessere Karrierechancen offen. Studien berichten sogar, dass sich ein erfolgreiches Mentoring positiv auf die Aufstiegschancen und das Gehalt auswirken kann.

Tipps und Chancen für Mentoren

Eine Mentoren-Rolle zu übernehmen kann auf den ersten Blick unattraktiv wirken: mehr Arbeit und Verantwortung – nicht nur für sich selbst, sondern für noch eine weitere Person. Und das oft, ohne finanziellen Ausgleich oder angepasste Zielvereinbarungen.

Das Mehr an Verantwortung und Arbeit möchte ich nicht abstreiten, und nicht jeder ist als Mentor oder Mentorin geeignet. Erfahrung im Unternehmen allein reicht nicht aus, um sich für diese wichtige Rolle zu qualifizieren. Erfolgreiche Mentoren bzw. Mentorinnen sollten neben einer gewissen Fachkompetenz vor allem persönliche und soziale Schlüsselkompetenzen aufweisen, worunter unter anderem Ziel- bzw. Ergebnisorientierung, Eigenmotivation, Empathie, Lernbereitschaft und eine strukturierte, bedarfsgerechte Wissensvermittlung gehören.

In der Mentoring-Aufgabe liegen gleichzeitig viele Chancen, weswegen ich Ihnen auf jeden Fall raten kann, für Sie selbst zu eruieren, ob Sie sich in der Rolle sehen. Überlegen Sie sich, ob Sie die notwendigen Kompetenzen mitbringen und bereit sind, die Extra-Meile zu gehen. Dazu gehört zunächst auch, auf die Verantwortlichen zuzugehen, um sich als Mentor bzw. Mentorin anzubieten. Zeigen Sie bestenfalls schon auf, wo Sie Erfolge feiern konnten, welche relevanten Softskills Sie unter Beweis stellen konnten und mit welchem Plan Sie in die Mentoring-Phase einsteigen würden.

Ist es dann so weit und die Mentoring-Phase startet, sollten Sie zunächst mit Ihrem Schützling die gegenseitigen Erwartungen abklären sowie Ihre geplante Struktur und Ziele darstellen. Besonders wichtig für Mentorinnen und Mentoren ist es, aktiv zuzuhören, die Perspektive zu wechseln und selbst immer wieder offen dafür zu sein, auch von den Mentees dazulernen zu können.

Die Chancen

Hierin liegt auch eine große Chance. Indem Sie einer anderen Person Themen näherbringen, werden auch Sie viel dazu lernen. Zum einen müssen Sie Prozesse, Fach-Know-how und Zusammenhänge selbst sehr gut verstehen (und Ihr Wissen gegebenenfalls sogar noch einmal auffrischen), um diese zielgerichtet vermitteln zu können. Zum anderen werden Sie durch den Perspektivwechsel Ihren Horizont erweitern, indem Sie reflektieren und somit persönlich wachsen. Fast 60%*4 aller Mentorinnen und Mentoren berichteten dies in einer Studie.

Und wenn sich Ihre Interessen in Richtung Führungslaufbahn bewegen, können Sie für sich durch das Mentoring schon viele Aspekte trainieren, die auch in einer künftigen Führungsrolle relevant sind. Dazu gehören sowohl persönliche und soziale Kompetenzen sowie fachliche Führungsmethoden und -instrumente. Ein Pluspunkt: Ihre Vorgesetzten können Sie in dieser Rolle bereits wahrnehmen und bezüglich Ihrer Führungskompetenzen beurteilen.

Ihr Einsatz wird sich auf Ihre generelle Karriere positiv auswirken. Eine Studie belegt, dass Personen in einer Mentoring-Rolle sechsmal so häufig*5 befördert wurden wie Mitarbeitende ohne Mentoring-Erfahrung.

Und selbst wenn Sie nach Ihrer ersten Mentorenschaft feststellen, dass Sie sich in einer anderen Funktion wohler fühlen, ist das ein Erkenntnisgewinn, der nicht zu vernachlässigen ist.

In den meisten Fällen sind Mentoring-Programme aber für beide Seiten ein äußerst gewinnbringendes Instrument, um voneinander zu lernen sowie die Karriere, sowohl als Mentor bzw. Mentorin als auch als Mentee, voranzutreiben. Unternehmen können gleichzeitig ihre Attraktivität steigern. Ein Win-Win für alle Seiten.


*1 www.humanresourcesmanager.de/content/onboarding-noch-immer-unterschaetzt-sponsored
*2www.cnbc.com/2019/07/16/nine-in-10-workers-who-have-a-mentor-say-they-are-happy-in-their-jobs.html
*3deel.com/blog/onboarding-buddy-program
*4 www.buchreport.de/news/hr-was-mentoring-unternehmen-mentees-und-mentoren-bringt
*5www.knowledge.wharton.upenn.edu/podcast/knowledge-at-wharton-podcast/workplace-loyalties-change-but-the-value-of-mentoring-doesnt

 

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Katharina Hain
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