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13.03.24
11.03.24
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Arbeitswelt & Karriere

Screw up your work and have fun doing it – Fehler sind etwas Positives!

Kollegen arbeiten zusammen!
© GettyImages (skynesher)

Wieso sind Rückschläge, vermeintliche Fehler und Niederlagen nach wie vor so negativ besetzt und werden meist um jeden Preis vermieden? Anna Lüttgen, Director Talent Delivery bei Hays, appelliert für einen offenen Umgang mit Fehlern, teilt ihre eigenen Erfahrungen und gibt wertvolle Tipps für eine positive Fehlerkultur.

Fehler passieren. Dann ärgern wir uns meistens. Über uns selbst. Über andere. Über die Schwerkraft (das tue ich ziemlich häufig). Oder über das Leben im Allgemeinen. Aber eines haben wir alle vermutlich eher selten im Kopf. Fehler sind ein Geschenk! Okay, manchmal etwas umständlich verpackt. Aber sie bieten meistens großartige Chancen, es beim nächsten Mal besser zu machen. Fehler machen uns reicher – an Erfahrung.

 

Fehler sind umständlich verpackte Geschenke

Bei Hays bin ich unter anderem stolzes Mitglied unserer Business Process Management Community. Das klingt jetzt vielleicht erstmal etwas dröge, wie wir Hamburger sagen würden. Ist jedoch ein wesentlicher Bestandteil unseres organisationalen Lernens und der kontinuierlichen Verbesserung der Services für unsere Kunden und Talente. Und die Möglichkeit, sich interdisziplinär mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen. Unter anderem haben wir im vergangenen Jahr ein regelmäßiges Format ins Leben gerufen, den BPM Screw-up Coffee. Neben dem lockeren Austausch innerhalb der Community stehen dabei vor allem folgende Fragen im Mittelpunkt: Wo sind wir gescheitert und was haben wir daraus gelernt? 

Am Anfang war das tatsächlich etwas gewöhnungsbedürftig. Wollen wir uns wirklich treffen, um darüber zu sprechen was so richtig schiefgelaufen ist? Nachdem wir uns etwas eingeschwungen hatten und ein paar Mal herzlich lachen mussten, taten sich aber schnell die ersten Erkenntnisse auf. Meist fängt es damit an, dass Menschen beim Zuhören lächeln und nicken. Man erkennt sich selbst in den Situationen der anderen wieder. Und nimmt mit einer gewissen Erleichterung zur Kenntnis, dass man nicht alleine im Wald steht. Dann passiert meist etwas sehr Spannendes: Anstatt sich damit aufzuhalten, den Tages- oder Projektschuldigen zu identifizieren, wird die Frage diskutiert: Was hättest du anders machen können? Wenn du noch einmal in dieser Situation wärst, welche Alternativen gäbe es? Kann dich die BPM Community vielleicht unterstützen? Und was lernen wir alle gemeinsam daraus, um noch besser zu werden? 

 

Keine Kratzer in der Rüstung hat man nur, wenn man sich nicht bewegt 

Zugegeben, für eine positive Fehlerkultur muss der Rahmen passen. Wenn die Unternehmenskultur lauter glänzende Rüstungen, poliert und ohne einen einzigen Kratzer als das Ideal fördert, wird sich niemand die Blöße geben, einen Fehler zuzugeben. Geschweige denn, daraus Gelerntes gerne teilen. Man ist dann viel zu sehr damit beschäftigt, Energie darauf zu verwenden, sich selbst zu schützen. Und wahrscheinlich kommt man auch gar nicht auf die Idee, man könnte etwas falsch gemacht haben. 

Für eine positive und dynamische Veränderungskultur sind gemachte Fehler und daraus gewonnenes Lernen essenziell. Keine Kratzer in der Rüstung hat man nur, wenn man sich nicht bewegt. Vom Pferd fallen. Aufstehen. Und wieder rein in den Sattel. Dafür ist allerdings eines im Unternehmensumfeld enorm wichtig: Vorbilder, die genau das zeigen. Es ist okay, Fehler zu machen. Mal mit einer Idee krachend zu scheitern. Und das auch offen zu teilen. Idealerweise sind das Personen, die im Allgemeinen positiv wahrgenommen werden, gerade weil sie offen mit eigenen Schwächen umgehen können. Je weiter oben in der Hierarchie, umso besser.  

 

Es darf gelacht werden – gerade über die eigenen Fehler! 

Dabei schadet es übrigens aus meiner Sicht keineswegs, auch mal herzlich über sich selbst lachen zu können. Meinen Kolleginnen und Kollegen sage ich häufig: „Richtig ernst wird die Lage erst, wenn ihr mich nicht mehr lachen hört!“ Unsere Mission ist es, einen positiven Impact auf den Arbeitsmarkt zu haben. Das ist definitiv wichtig. Aber es sind keine Operationen am offenen Herzen, es geht dabei nicht um Leben und Tod. Da darf auch mal gelacht werden! 

Nachhaltiger Erfolg passiert selten linear. Wenn es immer nur aufwärts geht, glaubt man vielleicht irgendwann selbst, man wäre Wonder Woman oder Superman. Man sonnt sich in den eigenen Erfolgen und ist auf das Gewinnen eingestellt. Und dann läuft es auf einmal nicht mehr rund. Das Weltbild fängt an zu wackeln. So eine Situation kann man gerade ganz öffentlich gut beobachten. Bei Bayern München. Aus der Sicht eines HSV-Fans, wie ich es bin, scheinen mir die Erfolge der Bayern immer noch recht beachtlich. Aber sie genügen dem eigenen Anspruch offensichtlich nicht. „Mia san mia“, und das heißt, wo wir sind, ist oben. Und wenn es nicht ganz oben ist, ist es auch nicht gut genug.  

Meine Fußballexpertise hält sich in Grenzen, daher möchte ich nicht mutmaßen, was in München gerade hinter den Kulissen passiert. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass es nicht ausreichen wird, munter am Trainerkarussell zu drehen. Natürlich kann ein Wechsel an der Führungsspitze ein Mittel sein, um gemachte Fehler zu korrigieren. Sollte aber der Glaubenssatz „wir sind unfehlbar“ vorherrschen, wird es vermutlich schwierig, im positiven Sinne die Kurve zu kriegen. 

 

Better be safe than sorry! 

Was aus Unternehmenssicht entscheidend ist, um eine positive Fehlerkultur zu etablieren, ist Sicherheit. Zum einen muss ich Safe Spaces schaffen, in denen ein Austausch über gemachte Fehler und gelernte Lektionen möglich ist. Zum anderen geht es auch um den Zellkern des Unternehmens, die DNA. Im Führungsleitbild sollte das Thema Fehlerkultur verankert sein und auch top down im Alltag vorgelebt werden. Darüber kann aus meiner Sicht gar nicht häufig genug gesprochen werden. Die Wiederholung macht hier definitiv den Schlager! 

Die Alternative ist eher unattraktiv. Denn was passiert, wenn man mit Fehlschlägen nicht konstruktiv umgeht? Alle sind perfekte Hochglanzbilder ihrer selbst. Die gesamte Unternehmensleitung besteht aus Superhelden. Die Belegschaft hat keinerlei Anreiz, eigenverantwortlich zu agieren. Müssen sie ja auch nicht. Superchef oder Superchefin werden es schon richten. Und am besten bewege ich mich selbst möglichst wenig bis gar nicht außerhalb der ausgetretenen Pfade. Wenn dann das Gesamtziel in Gefahr gerät, kann ich mich wenigstens damit trösten, dass ich auf keinen Fall Schuld habe. Na bravo.

Dann doch lieber mutig sein. Neue Wege erkunden. Auch mal stolpern, aber dabei wunderbare Dinge lernen. Und diese großzügig mit anderen Menschen teilen. In meiner Karriere waren es die kleinen und großen Momente des Scheiterns, die mich wirklich geprägt und weitergebracht haben. Wenn ich zurückblicke auf die entscheidenden Meilensteine meiner persönlichen und beruflichen Entwicklung, waren diese immer von Aha-Momenten geprägt, in denen ich etwas Wichtiges über mich oder meine Arbeit gelernt habe. Dem voraus ging in der Regel eine Fehleinschätzung, eine falsche Entscheidung, oder auch ein kleineres Missgeschick. Und glücklicherweise war und ist immer ein tolles Team von Menschen um mich herum, mit denen ich offen und sicher diese Aha-Momente teilen darf!

 

Checkliste: So gelingt der positive Umgang mit Fehlern:

  1. Fehler sichtbar machen: Etablieren Sie Prozesse, um auch kleinere Fehler schnell zu identifizieren – ein Ampelsystem als Status-Reporting kann z.B. helfen, ein gemeinsames Verständnis für „rot – gelb – grün“ zu entwickeln.


  2. Fehler analysieren: Was war die Ursache des Fehlers? Es geht nicht nur um das Offensichtliche, sondern den tieferen Blick in die Organisation.

  3. Experimente fördern: Versuch und Irrtum sind oft die beste Art, schnell neue Dinge zu lernen.

  4. Austauschformate zum gemeinsamen Lernen aus Fehlern anbieten: Das kann auf allen Ebenen der Organisation nützlich sein.
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Anna Lüttgen
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