Podcast: So gewinnen Sie Vorstand oder Geschäftsleitung für mehr Nachhaltigkeit
Podcast „Gewinne Zukunft“ mit den Gästen:
- Elisabeth Kraut, geschäftsführende Gesellschafterin 7stepsolution und Expertin für CSRD-, Nachhaltigkeits- und Kreislaufstrategien
- Jan Zöller, Geschäftsführer von HR4Green und Experte für Organisationsentwicklung und Transformationsbegleitung
- Michaela Jaap, Head of Corporate Culture & Responsibility von Hays
Zackes Brustik: […] Eine der häufigsten Fragen auf dem Sustainibility Summit war: Wie überzeuge ich den Vorstand zu weitreichenden Mandaten, wenn ich frisch im Job bin? […]
Jan Zöller: […] Was mir auffällt ist, dass im Nachhaltigkeitsbereich oft versucht wird, das Thema mit guten Argumenten, mit guten Fakten, mit guter Fundiertheit zu pushen. Das ist aber nur eine Seite der Logik im Unternehmen, denn die Logik der Fakten steht der Logik der Interessen auf den Machtpositionen gegenüber. Und ich glaube, das Thema ist nicht unbedingt, die besten Argumente zu bringen, sondern sich zu fragen: Wie werden Entscheidungen eigentlich im Unternehmen getroffen? Wo sitzen die zentralen Power Player? Und vor allem: Wie komme ich da rein, also wie komme ich erst einmal in die Position, mit Macht auszuüben. Und da haben wir ja quasi schon den Elefanten, denn Macht ist ein Thema […], das manchmal so ein bisschen Irritation und auch Ablehnung bei Nachhaltigkeitsverantwortlichen auslöst, weil es negativ belegt ist.
Zackes Brustik: […] Michaela und Elli, ihr seid ja beide wirklich schon gestandene Professionals mit viel Berufserfahrung, nehmt ihr das ähnlich wahr oder habt ihr das vielleicht auch so in eurer Karriere erlebt, Michaela?‘
Michaela Jaap: Ich glaube, das ist eine große Frage, die man ein bisschen auseinandernehmen muss. Ich denke, Nachhaltigkeit einzuführen […], ist eine Frage des Change Managements und des Kulturwandels. Da sind Fakten, genau wie Jan es gesagt hat, nur ein kleiner Teil dessen, was es zu transportieren gibt. Denn was wir in einer Organisation wollen, egal ob jetzt auf Board- oder auf Mitarbeitenden- Ebene ist ja, dass sich eingeübtes Verhalten ändert. Und ich glaube, dessen muss man sich bewusst sein, dass man das nicht erreicht, indem man einfach gute Argumente fachlicher Natur liefert. Da muss man andere Wege finden. […] Was sind Gründe für Handlungslosigkeit? Warum wird nicht agiert? […] Das sind oft solche Themen wie Komplexität, emotionale Dissonanz oder bei den Mitarbeitenden auch oft ein Gefühl der Machtlosigkeit: Was kann ich denn jetzt als Einzelperson erreichen? Und ich glaube, ganz nach dem Konzept von Change, dass man sich die einzelnen Stakeholder im Unternehmen gut anschauen und überlegen muss, was sind entweder deren Trigger, die sie motivieren, etwas zu tun, oder was sind deren Widerstände und Gründe, warum sie nicht agieren. Und das ist eine andere Perspektive als einfach mit Fakten auf die Leute einzuschlagen. Denn: Informationen gibt es genug auf der Welt und jeder wird mit Millionen Infos am Tag bombardiert […].
© IDEAS FOR MILLIONS - Christina Stihler
Zackes Brustik: […] Elli, deine Gedanken zu dem, was wir schon besprochen haben?
Elisabeth Kraut: […] Meine Herangehensweise war, mit vielen Menschen einfach zu reden. Also viel Aufklärungsarbeit, viel in Einzelgespräche zu gehen und viel diese Menschen mitzunehmen und natürlich war ich damals auch super motiviert, Nachhaltigkeit miteinzuführen. Und jetzt auf der anderen Seite merken wir bei den Kunden, die wir betreuen genau, ob wir für Entscheidungsträger, die dem Thema gegenüber doch noch verhalten sind, übersetzen müssen oder ob, wie eben bei Hays, schon viel Grund-Commitment da ist. Diesen Perspektivenwechsel innerhalb der Beratung zu haben, macht sehr viel Spaß.
Zackes Brustik: Was sind denn da wirklich die harten Widerstände, die O-Töne, auf die man treffen kann?
Michaela Jaap: […] Die harten Widerstände bei allen kulturverändernden Maßnahmen sind ja immer, dass das jetzt gerade nicht so wichtig ist, dass jetzt erst einmal der Profit und der Umsatz im Fokus stehen müssen, dass aktuell die Zeiten nicht so gut sind, dass die Budgets dafür zu knapp sind etc. Man knallt gegen die Wand des Business, ganz einfach gesagt. Man muss sich dann immer beweisen und klar machen, dass man Teil des Business ist und dass man das wunderbar integrieren kann und dass nicht das eine ohne das andere geht, sondern dass sich Business und Nachhaltigkeitsthemen gegenseitig fördern, wenn man es gut und richtig macht.
Elisabeth Kraut: Also mein liebster O-Ton, an den ich sofort denken musste, war: Das Pferd springt nicht höher, als es muss. Und den hören wir so häufig! Ich würde sofort unterschreiben, was Michaela gerade gesagt hat, diesen Menschen dann beizubringen oder denen zu zeigen, dass es viel schwieriger ist, diesen genauen Cut zu finden, wo das Muss ist, als das Darüber hinaus. […]
Jan Zöller: […] Das Thema Nachhaltigkeit wird im Moment sehr stark aus der Richtung Regulatorik bespielt, und das spielt schon manchmal dem Argument in die Hände, wir machen nur das, was wir machen müssen, weil es irgendwo niedergeschrieben ist. Dahinter verbirgt sich oft das Verständnis, dass Nachhaltigkeit nicht Teil des Business ist, sondern eine zusätzliche Management- und Verwaltungsaufgabe […]. Und das ist aus meiner Sicht eine ganz große Gefahr, wenn das Thema sich nämlich zu sehr in Richtung des reinen Managements entwickelt, nach dem Motto: Wir hören erst einmal, was die Wirtschaftsprüfer haben wollen, und machen dann eine Checkliste, die wir abhaken. Dann wird genau dieser Prozessanteil aus den Augen verloren, was eigentlich geschehen muss, damit Nachhaltigkeit Teil des Kernbusiness werden kann, nämlich: Können wir das auch als Chance nutzen? Da sehe ich dann schon gute Argumente auf C-Level-Ebene zu überzeugen, wenn man so aus dem reinen Datenlieferant-Provider-Nachhaltigkeitsverantwortlicher rauskommt.
Über Zackes Brustik
Zackes hosted mit „Gewinne Zukunft“ einen der führenden Podcasts für Sustainability-Profis. Hier entlockt er alle zwei Wochen Nachhaltigkeitspionieren sowie Sustainability-Expertinnen und -Experten ihre Strategien und Taktiken zum erfolgreichen Vereinen von unternehmerischem Erfolg und nachhaltigem Wirtschaften:
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