VDA-Präsidentin:
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, findet deutliche Worte, wenn es um wichtige Kompetenzen, den Einsatz externer Spezialistinnen und Spezialisten sowie die Fachkräftesicherung für den Europameister für Elektromobilität geht.
Denn neben der Förderung beruflicher Qualifikationen von Beschäftigten setzt die deutsche Automobilindustrie vor allem die Fachkräftegewinnung im In- aber auch im Ausland ganz oben auf ihre Agenda. Wir von Hays helfen dabei, die richtigen Expertinnen und Experten für die neuen Spitzentechnologien zu finden.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller zur Zukunft der deutschen Automobilindustrie
Frau Müller, Ihr Verband propagiert seit einiger Zeit, Deutschland zur führenden Elektro-Nation machen zu wollen. Wie und vor allem womit gedenken Sie das angesichts des internationalen Wettbewerbs zu schaffen?
Wettbewerb ist Teil unserer DNA. Wir haben uns immer wieder im Wettbewerb bewiesen und werden das auch in Zukunft tun. Das gilt auch für die Elektromobilität. Dafür investieren unsere Mitgliedsunternehmen schon jetzt bis 2025 mehr als 150 Milliarden Euro in Elektromobilität sowie klimaneutrale Antriebe und die Digitalisierung des Verkehrs. Die deutschen Herstellerunternehmen haben bereits heute mehr als 50 Prozent Marktanteil auf dem europäischen Markt für E-Autos. Damit sind sie europaweit führend bei der Elektromobilität. In den nächsten Jahren werden die deutschen Herstellungsunternehmen 150 E-Modelle anbieten können. Das sind bereits große Erfolge, die wir in Zukunft noch ausbauen werden.
Deutschland soll künftig nicht mehr als Autoland, sondern als Land für Mobilität wahrgenommen werden. Welche neuen oder veränderten Kompetenzen braucht es denn, damit ein funktionierendes Mobilitätskonzept Wirklichkeit werden kann?
Es wird immer wichtiger, dass wir die einzelnen Verkehrsbeteiligten besser miteinander vernetzen und somit einen effizienteren Verkehr erreichen können. Dazu gehört zum Beispiel das Car-Sharing, das schon heute die Mobilitätsbedürfnisse vieler Bürgerinnen und Bürger in Städten, aber zunehmend auch in ländlicheren Regionen, stillt. Ähnlich verhält es sich beim Ride-Sharing. Damit solche neuen Mobilitätskonzepte entstehen, müssen wir das Mobilitätsverhalten der Menschen anschauen und überlegen, wo wir es noch besser unterstützen können. Und nicht zuletzt wird die Digitalisierung eine große Rolle bei der Weiterentwicklung der Mobilität spielen.
Einen wichtigen Beitrag dazu wird daher die digitale Vernetzung leisten. Sie sorgt dafür, dass solche und ähnliche Angebote in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen. Doch für die intelligente Vernetzung der einzelnen Verkehrsparteien brauchen wir ein tatsächlich flächendeckendes 5G-Netz und damit eine umfassende digitale Infrastruktur.
Zusätzlich besteht weiterer großer politischer Handlungsbedarf, damit unsere Mitglieder ihre Innovationen auf die Straße bringen können. Mit dem im Sommer verabschiedeten Gesetz zum Fahren mit Level 4 oder 5 wurde eine wichtige Weiche für die Zukunft gestellt, die neue Mobilitätskonzepte ermöglichen wird. Das Gesetz trägt dazu bei, das Ziel von autonom fahrenden Shuttles in den Städten und auf dem Land zu erreichen sowie neue Assistenzsysteme und eine digital optimierte Verkehrslenkung umzusetzen. So gibt es insgesamt weniger Stau und Wege können effizienter zurückgelegt werden.
Stichwort Beschäftigung: Die Nachfrage nach Fachkräften im Bereich Verbrenner-Technologien befindet sich laut unserer Erhebungen seit Monaten im freien Fall. Müssen sich diese Ingenieurinnen und Ingenieure Sorgen um ihre Anschluss-Karrieren machen?
Infolge der Halbleiter-Krise sind Industrien weltweit unter Druck. Die Automobilindustrie ist dabei besonders stark betroffen. Die Prognosen für dieses Jahr wurden im Verlauf der vergangenen Monate deutlich reduziert. Die Auswirkungen auf die Produktion sind immens, daher kommt es immer wieder zu Produktionsstillständen. Zurzeit ist an einen Aufbau von Beschäftigung zwar eher nicht zu denken, wir bleiben aber eine Branche mit Zukunft, daher sind wir immer auch an engagierten und qualifizierten Beschäftigten sehr interessiert.
© Getty Images (Chalffy)
Welche Rahmenbedingungen braucht es, um eine systematische Weiterqualifizierung erfahrener Fachkräfte möglich zu machen?
Neben regionalen Clustern, die die Situation vor Ort kennen, kommt es nun auf den Schulterschluss von Unternehmen, Gewerkschaften und Politik an. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Transformation der Automobilindustrie auch mit einer erfolgreichen Transformation von Beschäftigungsverhältnissen in Einklang zu bringen. Hier kommt natürlich neuen und innovativen Qualifizierungsinstrumenten eine wichtige Rolle zu
Parallel setzen viele herstellende und zuliefernde Unternehmen für ihre Transformation zunehmend auf digitale Kompetenzen für ihre Spitzentechnologien. Werden diese Spezialistinnen und Spezialisten ausschließlich innerdeutsch gesucht oder auch im Ausland rekrutiert? Handelt es sich dabei um Festanstellungen oder ebenfalls um freiberuflich tätige Expertinnen und Experten?
Die Aufgabe ist groß. Wir werden alle Register ziehen müssen. Es gibt kein Entweder-Oder. Es wird nur mit allen Ansätzen gehen, den großen Bedarf zu bedienen. Dazu sind unsere Mitgliedsunternehmen natürlich weltweit aktiv und stetig auf der Suche nach geeigneten Fachkräften - im In- und Ausland.
Wie wollen Sie künftig die Fachkräftesicherung gemeinsam mit den angeschlossenen Automotive-Firmen angehen?
Einerseits gibt es die erwähnten regionalen Cluster, die jeweils die Situation vor Ort im Blick behalten. Dazu gibt es aber auch überregionale und sogar europäische Initiativen wie beispielsweise DRIVES, die die beruflichen Qualifikationen der Beschäftigten in ganz Europa fördern, damit sie auch in der Transformation benötigte Fähigkeiten entwickeln und ausbauen können. Wie auch in anderen Branchen bleibt das Ziel der Fachkräftegewinnung und Qualifizierung ganz oben auf der Agenda der Autoindustrie.
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