Unconscious Bias in der Arbeitswelt überwinden
Wir alle pflegen unsere Vorurteile – ob bewusst oder unbewusst. Denn sie helfen uns, die Komplexität der Informationsflut zu reduzieren. Gleichzeitig führen sie nur allzu oft zu Ungerechtigkeit und Diskriminierung - gerade in der Arbeitswelt. Grund genug, sich den eigenen Vorurteilen zu stellen und sie zu überwinden.
Sieben Tipps, wie man Unconscious Bias überwindet
Wir alle haben Vorurteile, ob wir es zugeben möchten oder nicht. Vorurteile sind uns jedoch nicht immer bewusst, denn sie sind oft tief im Unterbewusstsein verankert. Diese unbewussten Vorurteile, auch Unconscious Bias genannt, reduzieren die Komplexität der vielen Informationen, denen wir täglich begegnen, um diese effektiver zu verarbeiten.
Einerseits können Unconscious Bias uns also den Alltag erleichtern, indem sie uns helfen, automatisch auf vergangene Erfahrungen zurückzugreifen und dadurch schneller zu handeln. Andererseits können sie zu kognitiven Verzerrungen führen, indem sie durch Abkürzungen, Faustregeln und Kategorisierung negative Vorstellungen von Menschen oder ganzen Gruppen hervorrufen.
Was ist die Quelle dieser unbewussten Vorurteile?
90 % unserer Wahrnehmungs- und Denkprozesse laufen durch das unbewusste Denksystem, das sich durch eine automatische, schnelle und instinktive Funktionsweise auszeichnet1. In der Regel ist der automatische Prozess auch richtig, doch manchmal kann er fehlerhaft ablaufen, indem Stereotype reproduziert werden. Persönliche Einstellungen, unser kultureller Hintergrund oder unser soziales Umfeld beeinflussen diese Bilder genauso wie die Medien, unsere Erziehung oder sogar unser Bildungssystem.
Wo sind Unconscious Bias im Arbeitsleben zu finden?
Unbewusste Vorurteile zeigen sich in vielen Bereichen wie z.B. bei der Einstellung von neuen Mitarbeitenden, bei Beförderungen, bei der Leistungsbeurteilung, bei der Zusammenstellung von Teams oder in der einfachen Interaktion von Kolleginnen und Kollegen. Hier können sie dazu führen, dass bestimmte Personen bevorzugt, andere dagegen benachteiligt werden.
Studien zeigen, dass bevorzugt Menschen eingestellt werden, die ähnliche Hobbys oder Interessen haben wie die rekrutierende Person (Affinity Bias)2. Oder ein männlicher Mitarbeiter erhält ein höheres Gehalt bei vergleichbarer Qualifikation und Leistung als seine weibliche Kollegin (Gender Bias)3.
Unbewusste Vorurteile können also dazu führen, dass Mitarbeitende ungleich behandelt werden, ohne dass dies von ihren Vorgesetzten oder Kolleginnen und Kollegen beabsichtigt ist. Die Folgen sind Leistungsabfall und Motivationslosigkeit, schlechtere Karrierechancen und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten für die Betroffenen, aber auch der Verlust von wertvollen Talenten.
Sieben Tipps für Unternehmen, Unconscious Bias zu vermeiden:
1. Bewusstsein schaffen: Unternehmen sollten Schulungen und Workshops anbieten, um Mitarbeitende für Unconscious Bias zu sensibilisieren. Erst wenn sich Mitarbeitende ihrer Vorurteile bewusst werden, können sie diese auch überwinden.
2. Transparente Beförderungsverfahren: Die Einführung von transparenten und standardisierten Verfahren bei Beförderungsentscheidungen kann dazu beitragen, unbewusste Vorurteile zu minimieren und das Verfahren fairer und objektiver zu gestalten.
3. Anonyme Bewerbungsverfahren: Anonyme Bewerbungsverfahren können die Chancengerechtigkeit bei der Einstellung von neuen Mitarbeitenden verbessern. Durch anonymisierte Verfahren werden Vorurteile reduziert und Entscheidungen objektiver getroffen.
4. Feedbackmechanismen einführen: Mithilfe von Feedbackmechanismen bieten Unternehmen, eine Anlaufstelle für Bedenken und können zeitnah reagieren. Indem man offene Kommunikationskanäle schafft, ist es für Unternehmen leichter die Bedürfnisse ihrer Mitarbeitenden zu verstehen und gezielt Maßnahmen ergreifen.
5. Vielfältige Rekrutierungskanäle nutzen: Bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden ist es sinnvoll, wenn Unternehmen auf eine Vielzahl von Rekrutierungskanälen setzen, um eine breitere Palette von Kandidatinnen und Kandidaten zu erreichen. Dazu können beispielsweise Jobportale, Social-Media-Plattformen oder persönliche Empfehlungen gehören.
6. Inclusive Leadership: Es ist entscheidend, dass Führungskräfte eine Vorbildfunktion einnehmen und auf eine inklusive Unternehmenskultur achten. Sie sollten sich selbst hinterfragen und daran arbeiten, ihre eigenen Vorurteile zu erkennen und zu überwinden.
7. Diversity Management: Eine vielfältige Belegschaft zu haben, ist wichtig, um viele Perspektiven und Erfahrungen nutzen zu können. Erfolgreiches Diversity Management kann dazu beitragen, Vorurteile und Stereotypen abzubauen.
Welchen Beitrag kann ein Diversity Management leisten?
Diversity Management ist ein organisatorisches Konzept, das einen wertschätzenden Umgang mit Verschiedenheit und Individualität fördert. Aus gutem Grund: Dennjemehr Perspektiven, Erfahrungen und kulturelle Hintergründe in die Ideen- und Entscheidungsfindung einfließen, desto besser sind die Ergebnisse.
Und je inklusiver die Unternehmenskultur und das Arbeitsumfeld gestaltet sind, desto weniger Chancen haben Unconscious Bias.
Und was kann man persönlich gegen Unconscious Bias tun?
Einige Tipps, die jede und jeder anwenden kann:
● Identifizieren von Situationen, in denen Unconscious Bias wahrscheinlich sind
● Analysieren der Situation: Was sehe ich? Was denke ich? Wie beurteile ich?
● Reflektieren, was die Quelle eines potentiellen Vorurteils ist oder wo ich gelernt habe auf diese Situation zu reagieren
● Reduzieren der Vorurteile durch die Bewusstseinsmachung dieser in Entscheidungssituationen
● Kontaktieren von Personen, gegen die Vorurteile bestehen, um Gemeinsamkeiten kennenzulernen, damit Vorbehalte zu reduzieren und die Denkmuster neu überschreiben.
vgl. https://www.anti-bias.eu/
Wer sich auf den Prüfstand stellen möchte, kann den Implicit Association Test der Harvard University machen, der die unbewussten Vorurteile misst.
Was nun?
Unconscious Bias sind ein wichtiges Thema im Arbeitsleben, da sie Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit, Karrierechancen und die Zufriedenheit von Mitarbeitenden haben können. Es ist daher entscheidend, sich bewusst zu sein, dass sie existieren, um Schritte zu unternehmen, um sie zu minimieren. Durch Schulung, Sensibilisierung und Überprüfung von Entscheidungsprozessen können Unternehmen dazu beitragen, bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen und Talente zu halten, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder anderen Faktoren.
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Weiterführende Links & Quellen
1 Kahneman, D. (2012). Schnelles denken, langsames Denken. Siedler Verlag.
2 McCormick, H. (2015). The real effects of unconscious bias in the workplace. UNC Executive Development, Kenan-Flagler Business School. DIRECCION
3 Foley, M., Cooper, R., & Mosseri, S. (2019). Gender equitable recruitment and promotion: Leading practice guide.
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